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Spielwut – Spielmacht

Die Theatergruppe thematisiert Rassismus, (Post-)Kolonialismus und Entwicklungszusammenarbeit

 

Die SODI-Theatergruppe „Spielwut – Spielmacht“ nähert sich den Themen Rassismus, (Post-)Kolonialismus und Entwicklungszusammenarbeit mithilfe der Pädagogik des Theater der Unterdrückten. In regelmäßigen Probentreffen tauschen sich die jungen „Spielwütigen“ über eigene Rassismuserfahrungen aus und tragen die Projektinhalte anschließend an Berliner Schulen.

 

Lässt sich koloniale Ressourcenausbeutung in zwei Minuten erklären? Ja, mit Theater! Körper erzählen viel, ganz ohne Worte –  in der Szene „Mother Europe“, zum Beispiel, wie Europa zuerst die Ressourcen des Globalen Südens stiehlt, um ihm Verträge aufzuzwingen, die einen Bruchteil dieser Ressourcen als Almosen wieder zurück an „die Armenhäuser dieser Welt“ verteilen. Das Projekt „Spielwut – Spielmacht“ des Solidaritätsdienst International e.V. (SODI) lädt junge Menschen mit Rassismuserfahrungen ein, sich theatralisch mit diesen auseinanderzusetzen. Neben regelmäßigen Proben, der Methodenausbildung und der Erarbeitung verschiedener Szenen, entwickeln die Spielwütigen eigenständig Workshops, die sie an Schulen durchführen.

 

Die Auseinandersetzung mit kolonialer Vergangenheit, entwicklungspolitischen Machtverhältnissen und persönlichen Rassismuserfahrungen hat einen stark empowernden Effekt auf die Spielwütigen. Sie erachten die Proben als einen Ort der Freude, des Austauschs und des Entspannens im Hinblick auf alltägliche Erfahrungen mit Rassismus. Die Möglichkeit, mit diesen Erfahrungen auf eine teilweise leichte, spielerische aber dabei niemals verharmlosende Weise umzugehen, wirkt sich positiv auf die Gruppe aus. Auch das Ablegen von Unsicherheiten in Hinblick auf das Schauspielen und öffentliche Auftreten bzw. das kreative Erheben der Stimme entdecken und genießen die Teilnehmenden.

 

Im Rahmen von „Spielwut – Spielmacht“ ist unter Einbezug der Theatergruppe, der theaterpädagogischen Fachkraft, der Projektleitung und verschiedener Expert*innen of Color die Ausstellung „Wer mit Zweitens anfängt… Kolonialhistorischer Blick auf Alltag, Rassismus und Entwicklungszusammenarbeit“ entstanden. Die Ausstellung soll Schüler*innen dazu einladen, sich anhand verschiedener Themenschwerpunkte mit globalen (Macht-)Verhältnissen auseinanderzusetzen. Die vier Themenbereiche Kapitalismus, Kolonialgeschichte, Alltagsrassismus und Spendenaufrufe für den Globalen Süden verknüpfen die Kolonialgeschichte mit der Gegenwart. (Neo-)Kolonialismus ist kein abgeschlossenes Phänomen, sondern durchdringt nach wie vor Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Insbesondere die gesellschaftlichen Debatten im Hinblick auf Flucht und Migration und die damit leider zunehmend artikulierten rassistischen Vorurteile erfordern eine genaue Betrachtung globaler Machtverhältnisse und darin verorteter Ungerechtigkeiten. Wie der Anfang einer Erzählung, rückt das Wissen um die Kolonialgeschichte diese globalen Verwobenheiten in ein neues Licht und ermöglicht ein vollständigeres Bild von Machtverhältnissen. Wir sollten deshalb nicht mit Zweitens anfangen, sondern beim Anfang: bei der kolonialen Ausbeutung.

 

Berliner Schulen können im Rahmen des Projekts Workshops zu den Projektthemen anfragen, die die Spielwütigen gemeinsam mit SODI umsetzen. Mit kreativen (theaterpädagogischen) Methoden und einem partizipativen pädagogischen Ansatz regen die Workshops die Schüler_innen dazu an, sich ausgehend von ihrer Lebenswelt kritisch mit aktuellen politischen Themen auseinanderzusetzen: Was hat das eigene Handy mit der Kolonialvergangenheit zu tun? Inwiefern lassen sich Parallelen zwischen globalen Produktionsverhältnissen und der Ressourcenausbeutung in der Kolonialzeit ziehen? Wer entscheidet, wohin Güter reisen dürfen und welche Grenzen für welche Menschen gelten? Welche Bilder von Afrika existieren in Deutschland und wieso? Was sagt das über die Gesellschaft aus? Worauf beruht die Konstruktion von „Anderen“? Wie wirken diese Zuweisungen und darin implizierte Auf- und Abwertungen innerhalb der deutschen Gesellschaft als aus- und einschließend? Diese Herangehensweise soll es (weißen) Schüler_innen ermöglichen, eigene Vorstellungen und Privilegien zu hinterfragen und Schüler_innen of Colour einen Raum für Empowerment bieten, indem ihre Geschichte und ihr Wissen anerkannt und vielleicht sogar vertieft werden.

 

Weitere Informationen und Workshop-Anfragen bei Daniel Weyand, Programm-Manager Bildung: 030/920909312 und d.weyand@sodi.de