Globales Lernen

Pädagogisches Konzept

Im Kern kann Globales Lernen als pädagogische Antwort auf Prozesse der Globalisierung verstanden werden. Das pädagogische Konzept stärkt globales Denken und fördert denken und leben in weltweiten Zusammenhängen. Lokale Perspektiven werden mit einer globalen Sichtweise verbunden. Nahe Realität (Familie, Nachbarschaft, Schule, Stadt), mittlere Realität (Region, Bundesland) und entfernte Realität (globale Welt) werden miteinander in Verbindung gebracht. Globalität, das Leben als Weltgemeinschaft und die Wechselwirkungen zwischen lokaler, regionaler und globaler Ebene und zwischen Globalem Norden und Globalem Süden stehen im Mittelpunkt.

Globales Lernen ist orientiert an Werten. Politische, soziale, ökonomische Menschenrechte sind seine Basis. Weltweite Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit sind sein Fokus.

Globales Lernen ist weder einheitlich definiert noch kann seine konzeptionelle Entwicklung als abgeschlossen betrachtet werden. Auch die Abgrenzungen zu anderen Bereichen wie entwicklungspolitischer Bildung, interkulturellem Lernen oder Bildung für nachhaltige Entwicklung sind unscharf.

Ziele

Globales Lernen zielt nicht auf ein bestimmtes Wissensgebiet, es ist interdisziplinär. Es kann auf ein breites Spektrum von Themen angewendet werden, da es sich mit Fragen der Globalisierung beschäftigt. Globales Lernen führt keine neuen Inhalte ein, sondern bereichert durch Horizonterweiterung die Konzepte und Inhalte aller Themen und Bildungsbereiche.

Ziel ist es, Menschen zu befähigen, Globalität wahrzunehmen, nachhaltig und gerecht zu gestalten. Menschen sollen sich selbst mit eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten in der globalisierten Welt mit all ihren Wechselwirkungen positionieren und sich an der Gestaltung einer zukunftsfähigen, gerechten, solidarischen Gesellschaft beteiligen können. Ziel ist es, etwas zu verändern, die soziale Transformation zu unterstützen und nicht die Wiederholung des bisher bestehenden Systems weiter voranzutreiben.

Sachverhalte, Themen und Herausforderungen werden aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und bewertet. Globales Lernen öffnet den Blick für andere, weitere, ergänzende Perspektiven und unterstützt dabei, ein gemeinschaftliches, globales Verantwortungsgefühl zu entwickeln. Strukturen, Macht, Machtgefälle und eigene Positionen darin werden dabei kritisch reflektiert. Globales Lernen schafft Raum, um Machtstrukturen sowie die eigene Position darin zu diskutieren und insbesondere Zusammenhänge zwischen kolonialer Geschichte und Gegenwart zu thematisieren. Es sensibilisiert für Rassismus und andere Diskriminierungen und thematisiert kritisch historische Dimensionen von (globalen) Ungleichheiten. Es unterstützt dabei Diversität zu respektieren und zu schätzen.

Jede/r Einzelne wird angeregt Erlebtes oder Erlerntes zu reflektieren, zu bewerten und persönliche und gesellschaftliche Beiträge für globale Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit zu erkennen. Globales Lernen will animieren individuelle, gesellschaftliche, politische Handlungsoptionen für ein gemeinschaftliches Leben in der Einen Welt zu thematisieren, zu entwickeln und weiter zu entwickeln.

Methodik

Um diese Ziele zu erreichen, wird der Erwerb von Schlüsselkompetenzen – diejenigen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die wir brauchen, um verantwortlich, solidarisch und nachhaltig als Weltbürger*in zu leben – gefördert. Globales Lernen fördert interkulturelle, ökonomische und ökologische Gestaltungskompetenzen in den Kompetenzbereichen Erkennen, Bewerten, Handeln.

Globales Lernen wird mit einer großen Methodenvielfalt umgesetzt. Die Methoden sind kreativ, ganzheitlich, interaktiv, kooperativ, partizipatorisch, prozesshaft, motivierend, herausfordernd, handlungsorientiert usw. Die aktive Einbindung der Teilnehmenden, die Berücksichtigung ihrer Vorerfahrungen, Interessen und Bedürfnisse, die Entwicklung eines Verständnisses für die verschiedenen Lebensrealitäten der Lerngruppe/n und eine entsprechende Würdigung sind von besonderer Bedeutung.

Zum Weiterlesen:

• VENRO-Diskussionspapier Globales Lernen als transformative Bildung für eine zukunftsfähige Entwicklung
• Nord-Süd-Zentrum des Europarats: Leitlinien Globales Lernen – Ein Handbuch für Lehrende für das Verständnis und die Umsetzung von Globalem Lernen
• VENRO: Jahrbuch Globales Lernen 2008
• Welthaus Bielefeld: Das „Globale Lernen“ als Bildungskonzept
• Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik (ZEP)