Mediales Lernen
Mediales Lernen meint Lehren und Lernen mithilfe von und über Medien. Aus pädagogischer Sicht sind die entscheidenden Merkmale digitaler Medien für das Lernen die Multimedialität, Interaktivität und Vernetzung. Multimedial bedeutet den Einsatz verschiedener Medien – also Präsentationsformen – sodass die Inhalte in unterschiedlicher Verarbeitung, Codierung, für unterschiedliche Sinnesmodalitäten dargestellt werden. Durch Interaktivität kann der/die Nutzer/in verschiedenartig ins System eingreifen und es steuern, Dialoge zwischen dem System und dem/r Nutzer/in entstehen. Durch Vernetzung können neue Formen der Kommunikation, Kooperation, Betreuung und Unterstützung entstehen. Ebenso steht Wissen global vernetzt bereit und kann global vernetzt verwendet werden.
Mediales Lernen: Mediendidaktische Konzepte
Konzeptionell können Medien als Lehrmittel, Arbeitsmittel, als Bausteine, als ganzes System bis hin zur Lernumgebung genutzt werden. Als Lehrmittel werden sie flexibel und punktuell zur Unterstützung des Lehrens eingesetzt. Als Arbeitsmittel werden sie zur Bearbeitung vorgegebener Aufgaben durch SchülerInnen genutzt. Im Sinne von Bausteinen kommen sie zum Einsatz z.B. wenn ein Sachverhalt mit Hilfe einer umfangreichen computerbasierten Präsentation dargestellt wird. Das Systemkonzept versucht sämtliche Komponenten zu erfassen, die für Lehr- und Lernprozesse wichtig sind, um auf dieser Basis Lehrsysteme bereitzustellen, die das Lehren weitgehend übernehmen sollen. Dies trifft z.B. auf Lehrprogramme des individuellen Lernens zu. Noch einen Schritt weiter geht das Lernumgebungskonzept. Zur Lernumgebung gibt es verschiedene Definitionsversuche, die im weitesten Sinn als „Gesamtarrangement, das zur Unterstützung des Lernens sinnvoll und planvoll eingesetzt wird“ (Medien und Lernen, 2004) verstanden werden können und ein Arrangement von Lernbegleiter, Lernzielen, Medien und Materialien, Arbeitsanweisungen, Lernorte/n, Kommunikationskanälen, ExpertInnen umfasst (vgl. Neuhaus 2012). In diesem Verständnis schaffen Lernumgebungen kooperatives Lernen, aktiveren, basieren auf situativem Lernen und stellen Medien. Es geht um die aktive Auseinander-setzung von Lernenden mit ihrer Lernumgebung. Als Elemente einer solchen Lernumgebung lassen sich unter anderem verschiedene mediale Angebote nutzen – von der Zeitung bis zum Internet. Bei diesem umfassenden Ansatz sollen Lernende eigene Fragestellungen entwickeln, Analysen durchführen und eigenständige Lösungen erarbeiten. Die Informationen erarbeiten sie selbständig, z.B. durch Rückgriff auf verschiedene Medien. Ihre Ergebnisse sollen sie in Form eigener medialer Produkte präsentieren, z.B. durch einen Videobeitrag oder eine Homepage.
Für Lernen mit digitalen Medien ist das didaktische Prinzip des eigenaktiv-konstruierenden und kooperativen Lernens wichtig: Lernende sind stärker eigenaktiv, gewinnen Informationen selbstständig, kommunizieren und arbeiten mit anderen Lernenden zusammen, wobei sie von einer Lehrperson in Strukturierung der Lerneinheit und Organisation der Aktivitäten unterstützt werden. Ebenso überwacht und bewertet die Lehrperson den Lernfortschritt.
Zum Lehren und Lernen mit digitalen Angeboten eignen sich beispielsweise Individualisiertes, Forschendes, Kollaboratives und Produktorientiertes Lernen.
Individualisiertes Lernen: innerhalb und außerhalb organisierter Kontexte können Online-Angebote individuelle Wissenskonstruktion vielfältig fördern. Lernende können individuelle Lernmöglichkeiten wahrnehmen – entsprechend ihren Lernvoraussetzungen und Interessen. Anleitende Elemente können genutzt werden, um heterogene Gruppen differenziert zu fördern. Das Bereitstellen verschiedener Onlinetools, z.B. Mindmaps, Präsentationsprogramme, Lexika, Glossare…, und Tests kann selbstreguliertes Lernen unterstützen. Das Spektrum reicht von klassischen Übungs- und Trainingsprogrammen bis zu ganzen Learning Management Systemen. Vor allem leistungsschwache Lernende sollten durch eine Lehrperson besonders unterstützt werden. Ebenso müssen Möglichkeiten für Austausch und zur Befriedigung sozialer und kommunikativer Bedürfnisse geschaffen werden.
Forschendes Lernen: Digitale Medien unterstützen ressourcenbasiertes eigenständiges Forschen und die Konstruktion von Wissen durch kollaboratives Lernen. Das Wissen wird hier in Form einer selbst zu erarbeitenden Fragestellung oder ausgehend von der eigenen Beobachtung eines Objekts oder Phänomens präsentiert. Der eigene Zugang zum Erlernten und die eigenen kognitionspsychologischen Erfahrungen stehen im Mittelpunkt. Zugleich wird durch die eigenständig erarbeiteten Beobachtungen, Fragestellungen, Hypothesen und Lösungen das Selbstbewusstsein gestärkt und auf weitere Erfahrungen neugierig gemacht. Allerdings stellt Forschendes Lernen hohe Ansprüche an Lehrende und Lernende.
Kollaboratives Lernen: Die Beschaffenheit des Internets ermöglicht orts- und zeitunabhängiges und damit global organisiertes Lernen. Unter zu Hilfenahme digitaler Technologien arbeiten Lernende zusammen und versuchen eine gemeinsame Aufgabe zu lösen bzw. ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Bei einer Zusammenarbeit mit externen Partnern zeigt sich häufig eine erhöhte Anstrengungsbereitschaft. Durch die Bündelung der Kompetenzen und Abgabe der Expertenrolle an Externe kann auch die Lehrperson entlastet werden.
Produktorientiertes Lernen: Die Nutzung digitaler Medien zielt hier nicht nur auf Wissenszuwachs, sondern auch auf die Präsentation und Veröffentlichung von Arbeitsergebnissen in multimedialer Form, z.B. auf Homepages, in Videos oder in Sozialen Onlinenetzwerken. Die Lernenden gestalten ihre Ergebnisse multimedial und erwerben eine erweiterte Schreibkompetenz. Produkte können mit verschiedenen Zielvorgaben erstellt werden, z.B. Dokumentation des Lernfortschritts, schulische Nutzung für Lernen und Lehren oder auch externe Nutzung für andere Partner. Die Produktorientierung kann sich positiv auf die Motivation auswirken, der Lernprozess gewinnt an Ernsthaftigkeit.
Wichtig für den Lernprozess und das Lernergebnis sind didaktische Merkmale der Lernsituation, z.B. besondere Aufgabenstellungen und Strukturierungen und eine bestimmte Vor- und Nachbereitung der Medienverwendung. In der Regel lässt sich der Lernerfolg steigern durch eine Verbindung anschaulicher – bildlicher und verbaler Darstellungen, sowie durch eine Kopplung von bildhaften und auditiven Darstellungen. Ebenso wirken sich interaktive Abläufe, stimmige Simulationen und Animationen sowie eine geeignete Nutzung medienspezifischer Gestaltungstechniken positiv aus.
Aus pädagogischer Sicht ist es wünschenswert, dass (multi-) mediales Lernen zugleich einen Beitrag zur Medienkompetenz leistet, da sich diese nicht automatisch bei der Nutzung von Medien ausbildet.
Anregungen und Projektideen zum Einsatz digitaler Medien finden Sie hier: Medienprojekte
Zum Weiterlesen:
- Tulodziecki, G. / Grafe, S.: Digitale Medien und Schule aus medienpädagogischer Sicht – konzeptionelle Entwicklungen und empirische Forschung. In: Schulpädagogik heute, 07/2013, 4. Jg.
- Neuhaus, W.: Didaktisches Design und die Transformation von Wissen im digitalen Zeitalter
- Klimsa, P. & Issing, L (2004). München: Oldenbourg Verlag. 2. Auflage 2011: Online-Lernen – Handbuch für Wissenschaft und Praxis
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